FoodForest Ernteweg

"Die beste Zeit einen Wald zu pflanzen, war vor 20 Jahren.

Die zweitbeste Zeit ist jetzt."

(Sprichwort)

Das Projekt

Die Idee des "FoodForest Ernteweg" wurde 2021 vom FoodForest Halle e.V. unter Federführung von Stefano Massa begonnen mit dem Ziel öffentliche Rasenflächen der Stadt Halle in essbare Waldgärten zu verwandeln und die nachhaltigen Prinzipien von Permakultur durch Mitgestaltungsmöglichkeiten für alle erfahrbar zu machen. In enger Kooperation mit uns, dem Garten Eden e.V., entstanden zwei erste Flächen auf der Peißnitzinsel (links hinter Wiederholdt´s Biergarten) und auf der Ziegelwiese am Saalestrand. Die Naturkinder des Garten Eden e.V.  haben dabei die Hauptverantwortung für die Gestaltung der Fläche am Saalestrand übernommen und gestalten sie in Form von Mandalabeeten, in denen jeweils um einen Maulbeerbaum herum Beerensträucher, Blumen, Stauden und Kräuter in Form eines Mandalas herum wachsen sollen.

Die größere Fläche auf der Peißnitzinsel ist inzwischen schon zu einem richtigen kleinen Wald angewachsen und beheimatet mittlerweile rund 160 Obstbäume und Beerensträucher verschiedenster Art sowie Bodendecker, die sich je nach Jahreszeit und Veränderung der Bodenbeschaffenheit ausbreiten.

2024 ist das Projekt in unsere Trägerschaft übergegangen und wächst nun eigebettet in unsere nachhaltigen Bildungsangebote weiter.

 

Regelmäßig laden wir zu Workshops, Pflanzaktionen und Mitgestaltungsaktionen ein. Schaut also gern immer mal hier oder auf Instgram vorbei.

Die Ursprungsidee des Ernteweges sieht noch weitere essbare Waldflächen im halleschen Stadtgebiet vor. Ziel ist es, an mehreren Orten entlang der Saale kleine Oasen zu schaffen mit besonderem Wert für Insekten, Tiere und Menschen. Es bleibt also spannend, wie und wo die Entwicklung weitergeht.

 

Das Prinzip Waldgarten

Beim Prinzip des essbaren Waldgartens (Food Forest Gardening) handelt es sich um eine Methode zum Anbau von essbaren Pflanzen, die auf der Funktionsweise natürlicher Waldökosysteme basiert und versucht, diese nachzubilden. Ziel ist es, durch die Nachbildung der einzelnen Pflanzenschichten, die sich v.a. in Waldrandzonen beobachten lassen, ein weitestgehend selbsterhaltendes, ertragreiches und nachhaltiges Ökosystem zu erschaffen. Dabei werden gezielt Bäume, Büsche und mehrjährige Pflanzen ausgewählt, die sowohl dem natürlichen System einen Lebensraum geben als auch für den Menschen einen Nutzen haben., also z.B. Nuss- und Obstbäume, Beerensträucher, Kräuter, Weinreben und mehrjähriges Gemüse.  Durch Bodendecker kann ein natürliches Boden- und Wassermanagement begünstigt werden, dass den Pflanzen hilft, mit besonderen klimatischen Herausforderungen (Hitze, Trockenheit, Kälte) besser umgehen zu können.
Ein weiterer Vorteil dieser auf Biodiversität basierenden Anbauweise ist die geringe Anfälligkeit für Schädlingsausbreitung, da durch die Pflanzen- und Artenvielfalt immer nur ein geringer Teil des Systems geschädigt wird und durch das Zusammenspiel der einzelnen Funktionsweisen (Schädlingsabwehr, Stickstoffixierung, Bodenaufbereitung…) der einzelnen Pflanzen eine schnelle Regeneration möglich ist.

Gilden

Das wichtigste Prinzip für unseren „FoodForest“, der ja mal ein richtiger kleiner Wald werden soll, ist das Prinzip der Pflanzengilden - also die bewusste Nachahmung der verschiedenen Schichten eines Waldes.
Dafür haben wir zuerst die Bodenschicht aufgebaut und Bodenlebewesen, Mikroorganismen und Rhizome, also Pilze angesiedelt oder besser eingeladen. Bodendecker spielen dabei eine wichtige Rolle, denn sie halten Flüssigkeit im Boden, binden Stickstoff und bieten Insekten wichtige Nahrung. Dann konnten wir die Strauchschicht und kleinere Obstbäume (sogenannte Halbstämme) anpflanzen. Dabei haben wir immer um einen Obstbaum herum mit etwas Abstand die Sträucher gesetzt. Um die Baumscheibe herum und in den Zwischenräumen wachsen dann Kräuter und Blumen als Krautschicht und Gras oder andere Bodendecker, die immer wieder als Grünschnitt-Mulch dienen können. Besonders die Bodendecker der Krautschicht und der Mulch der Bodenschicht tragen dazu bei, dass die Obstbäume und Beerensträucher im Sommer nicht verdursten. Sie halten Regenwasser fest und kühlen den Boden, denn einen Wasseranschluss zum Gießen gibt es in unseren FoodForest-Gärten (wie auch im echten Wald) nicht. Große Bäume, sogenannte Hochstämme sorgen für Schatten und schützen vor Wind und großer Hitze. Glücklicherweise haben unsere Erntewegflächen einige große Bäume (Pappeln, Eichen, Ahorn) in der Nachbarschaft, die hier unterstützend mitwirken, denn die angepflanzten Hochstämme (Maulbeeren und Walnussbäume) werden noch viele Jahre brauchen, bis sie einmal ihre wahre Größe erreicht haben.

 

Die Prinzipien von Permakultur

Permakultur baut auf diesem ökosystemischen Grundverständnis auf. Der Begriff selbst wurde in den 1970er von den Australiern Bill Mollison und David Holmgren als Zusammensetzung aus „permanent“ (beständig) und „agriculture“ (Landwirtschaft) geprägt. Es geht also darum, möglichst naturnahe und nachhaltige Ernte- und Lebenskreisläufe zu schaffen durch bewussten Einbezug von Vielfalt und Beachtung der verschiedenen Ebenen im Pflanzenanbau. Das besondere dabei ist, dass Permakultur sich als ein Lebensprinzip versteht, dass ethischen Grundsätzen folgt:
1.    Sorge um die Erde („Earth Care“)
2.    Sorge um den Menschen („People Care“)
3.    Gerechtes Teilen („Fair Share“)
Beim Anlegen von Gartenflächen nach Permakulturprinzipien geht es v.a. darum, essbare Pflanzen möglichst so anzupflanzen, dass sie in ihrer Gesamtheit ein Ökosystem nach dem Vorbild der Natur bilden und sich gegenseitig mit Nährstoffen, Licht, Schatten, Duft, Schutz oder anderen Aspekten nachhaltig unterstützen. Erste Voraussetzung dafür ist eine gute Beobachtung und Auswertung der Gegebenheiten des jeweiligen Ortes. Daran angelehnt, wird ein „Design“ für die Fläche erstellt, also ein ungefährer Plan, was wo mit wem zusammen, wachsen soll, wo eventuell Wasserquellen oder Wasserstellen sind, wo ggf. Tiere angesiedelt oder in die Flächenbewirtschaftung einbezogen werden und so weiter.
Auf unseren FoodForest-Ernteweg-Flächen geht es in der Anfangszeit v.a. um die Bodenqualitätsverbesserung. So kamen bisher verschiedene Mulcharten (Rindenmulch, Grünschnitt, Stroh, Pappe) zum Einsatz, aber auch Terra Preta, Kompost und Mikroorganismen. Auch „Swales“, also Gräben zum Auffangen von Wasser, Totholzelemente als Wildbienenhabitate und eine geometrische Ausrichtung beim Anlegen der Beete haben wir ausprobiert und integriert.

 

Weitere Informationen sind zu finden auf Instagram unter: foodforest.halle oder garten.eden.halle.

 

Viele weitere Informationen und Hintergründe sind auch in unserem Familienhandbuch zum FoodForest-Ernteweg "123 GARTENLECKEREI" zu finden. Erhältlich über eine kurze Nachricht hier bei uns.

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